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Wirtschaftsaufschwung durch Radroute? Na servas!

In der NÖN war zu lesen, dass der Radweg AUF der Bahn von den 10 wichtigsten Ereignissen im Bezirk Waidhofen zur Nummer 1 im Jahr 2014 stilisiert wird. Wie ratlos  sind die sich mächtig Fühlenden eigentlich, wenn sie sonst nicht viel für den Bezirk zu bieten haben? Aber noch dicker: Am 16.12.2014 heisst es: „Nun kommt die Belebung-Hannes Ramharter über einen möglichen Wirtschaftsaufschwung“. Begründung:„Wenn dieser Radweg auch angenommen wird, was zu erwarten ist, dann wird es auch im Bezirk Waidhofen einen wirtschaftlichen Aufschwung geben.“ Nicht ein kleiner Maxi, sondern der NÖN-Chef nicht nur für den Bezirk Waidhofen, sondern für das Waldviertel insgesamt schreibt das. Daher einige Fakten zur Diskussion:

Faktum ist, dass die Bürgermeister trotz mangelnder Rechtskraft des Baubescheids in  einem Va-Banque-Spiel mit öffentlichen Mittel mit dem Bau der Radroute begonnen haben, und auch öffentliches Geld für andere Projekte dadurch blockieren. Faktum ist, dass durch den Bruch von Verträgen über den Bau eines Radwegs AUF der Bahn die Reaktivierung der Thayatalbahn um viele Jahre verzögert wurde, und so eine wirkliche Grundlage für eine grenzübergreifende Entwicklung verhindert wurde. Ein begleitender Radweg, so wie das Verkehrsforum dafür ein Konzept vorgelegt hat, RAD UND BAHN hätte tatsächlich besonderes Potential gehabt.

Natürlich hat Rad-Tourismus Potential. Der Tourismus ist gut und hat seinen Platz im Waldviertel. Aber er kann er DAS Rezept für den Raum Waidhofen sein? Wenn Regional- und Landespolitiker am Ende sind, preisen sie oft den Tourismus als Wunderlösung an. Abgesehen von einer Menge von verflossenen Millionen und gescheiterten Tourismusprojekten im oberen Waldviertel, wird jedeR halbwegs nüchtern Denkende erkennen, dass sich (Rad-)Tourismus hier  auf kurze Sommermonate bzw. -wochen  beschränkt, und allein von daher fast keine Dauerarbeitsplätze bringen kann (Ausnahme (Gesundheits-)Projekte wie Felsenbad Gmünd). Einige (prekäre) kurzfristige Arbeitsverhältnisse im Tourismus ändern tatsächlich nichts an der wirtschaftlichen Lage der Region. Es muss sich daher der Eindruck verstärken, dass die, die real Infrastruktur abbauen und gleichzeitig vom Tourismus als Wunderwuzi schwärmen, im besten Fall uninformiert sind.

Sollte das Rezept für den „Wirtschaftsaufschwung“ übrigens doch Erfolg haben, dann wäre das DAS REZEPT FÜR DEN GANZEN EURO-RAUM: Leute aus fernen Landen werden kommen, das tolle Konzept studieren, heimfahren und daheim dann überall auf Bahnlinien einen Radwegmachen, pardon es ist ja kein richtiger Radweg, sondern nur eine „Radroute“, und dann auf den Aufschwung warten….

 

Gerald Steininger, Stv Obmann Verkehrsforum Waldvierel